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Beruflicher Werdegang

Wir haben im Rahmen unserer Arbeit für das Projekt „Männer in Kinderläden“ der BAGE 6 Erzieher und 6 Erzieherinnen nach ihrem beruflichen Werdegang und zu den Gründen ihrer Berufswahl Erzieher befragt. In welchem Alter haben sich die Befragten für den Erzieherberuf entschieden? Was waren die Gründe und welche Schlüsselerlebnisse gab es, die die Entscheidung beeinflusst haben? Welche Personen haben diese Entscheidung beeinflusst? Die Ergebnisse decken sich mit den Erfahrungen, die wir im Projekt „Männer in Kinderläden“ der BAGE am Standort Berlin in unserer Telefonberatung für Quereinsteiger und aus der Berufsorientierung an Schulen gemacht haben. Diese sind ebenfalls mit in die Auswertung eingeflossen.
Aber nicht nur die Zugänge zum Beruf, sondern auch die Wege dahin, sind interessant. Kaum einer der Befragten hat den Erzieherberuf schon früh als sein Karriereziel benannt. Selbst die Befragten, die schon früh wussten, dass sie etwas Soziales machen oder mit Kindern arbeiten wollen, haben oft erst andere Ausbildungen absolviert und andere Studiengänge begonnen.

„Für mich war recht schnell klar, dass ich im sozialen Bereich arbeiten möchte. Eigentlich wollte ich in die Jugendarbeit gehen. Habe erst mal eine Ausbildung zur Arzthelferin angefangen, habe dann nach eineinhalb Jahren abgebrochen und habe dann die Erzieherausbildung am PFH gemacht.“ (Erzieherin)

Verschlungene Wege zum Erzieherberuf sind scheinbar üblich und viele der Befragten haben zahlreiche andere Stationen hinter sich gebracht, bis sie schließlich beim Erzieherberuf gelandet sind.

„Also ich habe in Nürnberg Malerei und freie Graphik studiert und bin dann nach Berlin gewechselt … dann habe ich hier weiter studiert, Bühnenkostüm und Bühnenbild. Und als ich fertig war, habe ich gemerkt: Bühne ist nicht das Richtige für mich und so; will ich nicht. Habe ich paar Fernsehshows mit ausstaffiert und so. Und habe dann gemerkt, müsste ich immer so ein Wanderleben führen. Das liegt mir nicht. Ich bin im Grunde meines Herzens eher ein Bauer; bleib am gleichen Ort. Und dann habe ich gedacht: „Naja, Kinderbücher könnte ich machen.“ Kinderbücher illustrieren und so. Und dann habe ich gemerkt, dass ich lieber selber schreiben würde, aber ich wusste nicht, was Kinder so interessiert. Und so bin ich dann zu dem Erzieherberuf gekommen.“ (Erzieherin)

Aus unseren Erfahrungen des Beratungstelefons wissen wir das sich gerade die Männer erst später, mit 30 bis 55 Jahren, und als Quereinsteiger für den Beruf entscheiden. Daher kommen natürlich gerade bei den Männern Umwege zustande. Eine weitere Erkenntnis aus der Auswertung der Ergebnisse ist, dass die Männer sich scheinbar viel bewusster sind als die befragten Frauen, welche Erfahrungen in der Vergangenheit ihren Weg zum Erzieher beeinflusst haben. Alle 6 befragten Erzieher, aber nicht alle Frauen, gaben Schlüsselerlebnisse an, die ihren Zugang zum Erzieherberuf erklären. Viele Frauen geben schlicht an, dass sie den Beruf ergriffen haben, weil er ihnen einfach liegt.

„Der Wunsch, mit Kindern zu arbeiten, der ist so entstanden, da war ich fünfzehn/sechzehn Jahre alt. Und zwar aus dem Gedanke heraus: Was ich gut kann, also was so mein Hobby ist. Und ich habe mich besonders gerne eben mit Kindern beschäftigt und irgendwie hatte ich da auch schon ein Draht immer.“ (Erzieherin)

Als wichtig stellt sich vor allem heraus, dass man überhaupt erst mal mit Kindern in Kontakt kommt und für sich feststellen kann, ob es einem Spaß macht und man geeignet ist. Und in ihrer Jugend kommen die Jungen eher seltener in Kontakt mit kleinen Kindern. Man sollte also gerade, wenn man mehr Männer für den Beruf gewinnen will, den Jungen die Chance geben, mit Kindern in Kontakt zu kommen und die Erlebnisse positiv zu gestalten.

„Ich glaube, dass es bei den Jungs anfängt. Wenn die mal als Erzieher in die Kita gehen sollten, dann müssen die auch in Anführungsstrichen, Erziehung von einem Erzieher genossen haben. Also ich kann Jungs ermöglichen und denen viel zeigen und denen viel Mut geben und sie viel ausprobieren lassen. Aber die Bereitschaft, also dieses von sich aus das zu wollen, das fängt dann in der Kindheit schon an. Sich überhaupt dafür zu interessieren, das muss schon vorher angelegt werden. Ich kann natürlich gesellschaftlich mich dafür stark machen. Boys-Day find ich super, aber die Erfahrungen, die ich gemacht habe: die waren gerne da und fanden das auch toll und konnten das auch reflektieren. Aber natürlich hat da keiner gesagt: „Ja, ich will auch mal Erzieher werden.“ …sie müssen die gesellschaftliche Erfahrung machen, dass es von den Jugendlichen, jungen Leuten eben halt anerkannt ist und das ist es eben halt nicht.“ (Erzieher)